Mitglieder erinnern sich... Familie Adelmann

Ursula Adelmann – Eine Persönlichkeit erinnert sich…

Dienstag, den 01.03.2011

 

Frau Adelmann, 1925 geboren, konnte sich schon als junges Mädchen für Sport begeistern und fing kurzer Hand bei der Mannheimer Rudergesellschaft Baden an zu rudern.

Mit der Machtergreifung Hitlers wurden 1933 unser Vorgängerverein „Vorwärts“ verboten. Ein Teil der Ruderer wechselte zur MRG Baden, darunter auch Robert Adelmann, ihr späterer Mann.

Mit Beendigung des Krieges beantragten 1945 die ehemaligen Mitglieder des Vereins „Vorwärts“ unter der Leitung von Otto Weber und Karl Gaißer bei der Militärregierung ihre Lizenzierung. Nach Kriegsende war dieser der erste wieder zugelassene Ruderverein in Mannheim. Diese waren es auch die 1947 Herrn Adelmann, den späteren Mann von Frau Adelmann; um die Mithilfe bei dem Aufbau des Arbeitersports baten. So kam es, dass Frau Adelmann, frisch mit ihrem Mann liiert, einen Neubeginn beim „Vorwärts“ startete.

Frau Adelmann war, ebenso wie ihr verstorbener Mann, Zeitzeuge der Geburtsstunde des „Verein für volkstümlichen Wassersport e.V. Mannheim“. Am 15. März 1947 verfolgten die Adelmans mit Interesse die Fusion der Vereine „Vorwärts“ und der „Freie Wassersportverein Mannheim e.V.“. Die Mitglieder beider Vereine trafen sich zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Kantine der Motoren Werke Mannheim.

Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass wenig später die Freie Wassersportvereinigung „Möwe“ dem neu gegründeten Verein beitrat.

Durch die schweren Luftangriffe auf Mannheim, beginnend 1940, waren die Unterkünfte sowie das gesamte Material zerstört. Dem neugegründeten Verein standen somit keinerlei Material oder auch benutzbare Unterkünfte zur Verfügung. Alles musste in Eigenarbeit wieder aufgebaut werden. Mit dabei war Herr Adelmann. Frau Adelmann musste zu dieser Zeit oft hinter dem Verein zurückstehen.

Ihr Mann verbrachte seine gesamte Freizeit in dem Verein, erinnert sich Frau Adelmann. Er und sein Bruder, gelernter Schreiner, haben mit dem wenigen vorhandenen Material, in der Bootshalle das erste Boot gebaut. Nichts im Vergleich zu der heutigen Leichtbauweise. Der schwere Kolos, ein Gig-Vierer m. Stm., konnte bereits im Jahr 1950 seine Jungfernfahrt antreten. 1952 wurde er bei der ersten Bootstaufe nach dem Krieg auf den Namen „Vorwärts“ getauft.

Von selbst versteht es sich, dass es ihrem Mann das Herz brach, als dieses Boot aussortiert wurde.

Auch den Wiederaufbau des Bootshauses hat sie miterlebt, bei dem natürlich ihr Mann kräftig mithalf.

Außerdem engagierte sich ihr Mann als Trainer und ist oft mit zu Regatten gefahren. Nach seiner Arbeit im Mannheimer Morgen traf man ihn fast jeden Tag im Verein an. Dort hat er vielfältige Aufgaben wahrgenommen.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge erklärt sie: “Es war sein Leben gewesen, er hat für den Rudersport gelebt. Er war mehr im Bootshaus als zu Hause.“

Ein Amt hat sie selbst nie im Verein begleitet. Sie sagte immer: „Was mein Mann macht reicht!“. Sie stand immer hinter ihrem Mann, der sich aufopferungsvoll für den Verein einsetzte. Es gab Zeiten in denen es sehr schwierig war, erinnert sie sich. Ihren Mann gab es jedoch nur mit dem Verein. So musste sie sich mit dem VWM arrangieren. Eine Geste, für die die meisten Menschen, insbesondere heute, nicht bereit wären.

Man kann von Glück für unseren Verein sprechen, da uns sonst zwei liebenswerte und besondere Menschen verloren gegangen wären.

Aber nicht nur Arbeit verbindet sie mit dem Verein, auch glückliche Zeiten hat sie erlebt.

Als die gemeinsame Tochter noch klein war, fuhr Frau Adelmann oft mit dem Fahrrad ins Bootshaus. Dort traf sie sich mit anderen Frauen z. B. Frau Maulbetsch oder Familie Kreidel.

Zeitweise war Frau Adelmann die Jüngste im Bunde, was sie aber nicht daran hinderte, anregende Gespräche zu führen. Bei schönem Wetter saß man draußen auf der Mauer.

Zudem erinnert sich Frau Adelmann gerne an eine Fastnachtsfeier, die 1947 oder 1948 in der Werftstraße stattfand. Ihr Mann, als Schuljunge mit Ranzen verkleidet, sie selbst mit einem Dirndel, haben sie bis spät abends getanzt und gefeiert. Nach der Feier waren sie sehr schmutzig aber glücklich, erzählt sie mit einem Schmunzeln.

Auch die Wanderungen, welche Herr Biedermann organisiert hatte sind Ihr lebhaft in Erinnerung geblieben. Weitgehend unbekannt ist der Jugend heute der enge Zusammenhalt der Abteilungen. Jeden Monat sind wanderbegeisterte Mitglieder des heutigen VWM mit der OEG und dem Zug an einen vorher abgelaufenen Ort  zum Wandern gefahren. Auf dem Programm standen bevorzugt Touren durch den ganzen Odenwald. Die Nachfolge von Herr Biedermann hat Marlies Kling übernommen.

Mit glänzenden Augen beschreibt sie diese Touren als unvergessliche Erlebnisse. Auch heute noch sind diese Wanderungen bei den älteren Mitgliedern Gesprächsthema.

Die Zeit holte die Gruppe jedoch ein. Viele erkrankten oder müssen ihrem Alter Tribut zollen. Es hält sie jedoch nicht davon ab, lebhaft und freudig von diesen Ereignissen zu erzählen.

Ganz im Zeichen der Geselligkeit standen früher die Weihnachtsfeiern, welche es zu organisieren galt. Außerhalb des Bootshauses wurde zusammen gefeiert und getanzt.

Das Bootshaus wie auch das Zusammenleben im Verein haben sich mit der Zeit sehr verändert, weiß Frau Adelmann zu berichten. Die Leute sind zusammen durch den Krieg gegangen und aufgrund der schweren Erlebnisse dankbarer gewesen. Auch der Zusammenhalt, wie oben schon beschrieben, hatte, bedingt durch den Krieg, eine deutlich größere Bedeutung. Man traf sich auch unter der Woche und hat gemeinsam etwas unternommen. Nach dem Krieg war das Bootshaus fast der einzige Anlaufspunkt für Geselligkeiten, so dass immer viel im Verein gefeiert wurde.

 

Für Frau Adelmann steht fest: „Das Bootshaus hat sich ganz schön verändert. Einen wie meinen Mann, der die ganze Freizeit im Verein verbringt, findet man heute nicht mehr.“

 

Als Dank für ihre lange Mitgliedschaft und Arbeit ist Frau Adelmann seit 2009 Ehrenmitglied in unserem Verein.